Was ist bei einer Spinalkanalstenose in der Lendenwirbelsäule erfolgsversprechender – das mikrochirurgische oder das endoskopische Operationsverfahren? Diese Frage beantworten Ärzte und Ärztinnen auf der 19. Jahrestagung der Deutschen Wirbelsäulengesellschaft (2024).

Prof. Dr. med. Markus Arand, Ärztlicher Direktor der Klinik für Orthopädie am RKH Klinikum Ludwigsburg, will sich bei der Frage nach dem erfolgsversprechendstem OP-Verfahren nicht festlegen. „Beide Methoden haben ihren Platz“, betont er.

„Ich glaube, man muss von Fall zu Fall entscheiden und die Methode davon abhängig machen, was der Patient oder die Patientin braucht“, sagt PD Dr. Lennart Viezens, Leitender Arzt des Wirbelsäulenzentrums am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Aus wissenschaftlicher Sicht seien die Ergebnisse beider Verfahren gleichwertig.

„Viele Kollegen fangen gerade erst damit an, es gibt eine Lernkurve“, sagt PD Dr. med. Sonja Häckel, Oberärztin am Inselspital Bern, über das endoskopische Verfahren. Sie rät daher, ein spezialisiertes Zentrum aufzusuchen, in dem viele Patienten mit Spinalkanalstenose endoskopisch operiert werden. Grundsätzlich sei die mikrochirurgische Operation aber auch bei einer Stenose in der Lendenwirbelsäule sehr gut geeignet. Ihre Empfehlung: Die Operationsmethode wählen, die in der jeweiligen Klinik am besten beherrscht wird.


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Endoskopie vs. Mikrochirurgie – was ist der Unterschied?

Bei der Operation mit dem Operationsmikroskop machen die Ärzte einen drei bis vier Zentimeter langen Schnitt am Rücken, durch den sie ein Mini-Mikroskop und feinste chirurgische Instrumente bis zur Stenose einführen. Durch die spezielle Optik des Mikroskops haben sie ein optimales, dreidimensionales und stark vergrößertes Bild des Operationsgebietes. Je nach Beschwerden können sie unterschiedlich vorgehen. Verengen verdickte Strukturen, Verkalkungen oder Knochen den Wirbelkanal, werden sie abgetragen. Ist Bandscheibenmaterial in den Kanal eingedrungen, kann es mit einer Fasszange oder einem Sauger entfernt werden.

Mikrochirurgie Operation
Mikrochirurgie Operation; ©Markus Kümmerle/Städtisches Klinikum Karlsruhe

Die mikrochirurgische Operation der Spinalkanalstenose wird in Deutschland seit vielen Jahren durchgeführt. Sie ist das Standardverfahren, insbesondere dann wenn die Verengungen umfangreich oder schwierig zu erreichen sind. Durch das dreidimensionale Sichtfeld kann der Chirurg auch schwer zugängliche Strukturen wie tief liegende Nervenwurzeln, Blutgefäße der eng anliegendes Gewebe gut sehen. Dadurch ist das Risiko, dass er wichtige Strukturen oder Nerven verletzt, minimiert. In vielen Krankenhäusern haben Ärztinnen und Ärzte eine große Erfahrung mit dieser Technik.

In den letzten Jahrzehnten hat sich aber eine weitere Operationsmethode durchgesetzt, die vor allem bei weniger komplexen Stenosen zum Einsatz kommt: die endoskopische Operation.

Operation mit Endoskop
Operation mit Endoskop; @Klinikum St. Georg gGmbH, Leipzig

Auch bei einer endoskopischen Operation werden Operationsinstrumente durch einen kleinen Schnitt in den Körper eingeführt. Im Gegensatz zur Mikrochirurgie arbeiten die Chirurgen jedoch nicht mit einem Mikroskop, sondern mit einem Endoskop, also mit einem Metallrohr, an dessen Spitze eine Kamera mit Lichtquelle befestigt ist. In der Regel führen die Chirurgen einen Katheter, einen sehr dünnen Schlauch, in den Wirbelkanal ein. Dieser Schlauch hat mehrere Unterkanäle, die unterschiedliche Funktionen erfüllen. Über einen Arbeitskanal kann der Chirurg spezielle Instrumente wie Fräsen, Sonden oder Fasszangen einführen, um zum Beispiel Gewebe zu entfernen. Durch einen Spülkanal wird das Operationsgebiet gespült, das heißt Blut- und Gewebereste werden entfernt, damit der Chirurg eine gute Sicht hat. Dies ist auch im Hinblick auf das Infektionsrisiko von Vorteil. Denn durch das ständige Spülen werden Bakterien, die trotz aller Vorsichtsmaßnahmen in den Körper des Patienten gelangt sind, wieder ausgespült. Andererseits kann es während der endoskopischen Operation auch zu einer kleinen Blutung kommen, die die Sicht des Operateurs so stark einschränkt, dass er während der Operation auf die mikrochirurgische Methode umsteigen muss und sich die Operationszeit entsprechend verlängert.