Am 16. November 2021 fand im St. Josef-Stift Sendenhorst eine Patientenveranstaltung zum Thema künstliches Schultergelenk statt. Experten aus Orthopädie, Rheumaorthopädie und Rehabilitation informierten über Ursachen, Therapiemöglichkeiten und die Bedeutung der Nachsorge. Das sind die wichtigsten Punkte aus den Vorträgen:
1. Maßnahmen vor der Implantation eines künstlichen Schultergelenks
Bevor eine Operation in Betracht gezogen wird, gibt es verschiedene Möglichkeiten, das Schultergelenk möglichst lange funktionsfähig zu halten oder zumindest die Schmerzen zu lindern. Dr. Frank Horst (Klinik für Orthopädie und Traumatologie) erklärt, welche Maßnahmen zunächst ergriffen werden sollten, bevor eine Operation erforderlich wird. Dabei wechselt er sich mit Dr. Ludwig Bause (Klinik für Rheumaorthopädie) ab.
- Alltagsanpassung: „Warum müssen die Tassen immer ganz oben im Schrank stehen?“ fragt Dr. Horst und empfiehlt, Bewegungsabläufe im Alltag zu optimieren, um Überlastungen zu vermeiden.
- Schmerztherapie: Medikamente wie nicht-steroidale Antirheumatika (z. B. Voltaren) oder niedrig dosierte Opioide kommen infrage.
- Physiotherapie: Gezieltes Muskeltraining kann helfen, das Gelenk zu entlasten und eine OP hinauszuzögern.
- Physikalische Therapie: Elektrotherapie, Kälteanwendungen und Bewegungsbäder werden unterstützend eingesetzt.
- Ernährungsergänzung: Präparate mit Hyaluronsäure, Glucosamin oder Chondroitinsulfat sollen die Knorpelstruktur unterstützen.
- Injektionstherapie: Kortisonspritzen oder spezielle radioaktive Substanzen können Entzündungen reduzieren und die Gelenkfunktion verbessern.
2. Hauptkrankheiten, bei denen ein künstliches Schultergelenk implantiert wird
Ein künstliches Schultergelenk wird vor allem bei zwei Krankheitsbildern eingesetzt:
- Arthrose (Gelenkverschleiß): „Hier reibt sich der Knorpel ab, was zu Schmerzen und eingeschränkter Beweglichkeit führt“, erklärt Dr. Horst.
- Chronisch-entzündliche Erkrankungen (z. B. Rheuma): Hier greift das Immunsystem die Gelenkstrukturen an und kann das Gelenk in kurzer Zeit zerstören, warnt Dr. Bause.
3. Verschiedene Prothesenarten
Welche Prothese infrage kommt, hängt vom Zustand der Muskulatur und des Gelenks ab. Dr. Horst beschreibt die vier Haupttypen:
- Kappenprothese: Nur der Oberarmkopf wird mit einer Metallkappe überzogen, wenn die Gelenkpfanne noch intakt ist. Voraussetzung ist eine funktionierende Rotatorenmanschette.
- Hemi-Prothese: Hier wird zusätzlich ein kurzer Stiel in den Knochen eingesetzt, während die Gelenkpfanne erhalten bleibt.
- Anatomische Totalprothese: Sowohl der Oberarmkopf als auch die Gelenkpfanne werden ersetzt – möglich nur, wenn die Rotatorenmanschette intakt ist.
- Inverse Prothese: Hier werden Kugel und Pfanne vertauscht – das wird notwendig, wenn die Rotatorenmanschette nicht mehr funktionsfähig ist.
4. Materialien der Prothesen
Die eingesetzten Prothesen bestehen aus:
- Titan: Sehr stabil, langlebig und gut verträglich.
- Polyethylen: Ein widerstandsfähiger Kunststoff für die Gelenkpfanne.
- Karbonbeschichtungen: „Diese extrem glatte Oberfläche reduziert den Abrieb deutlich“, erläutert Dr. Bause.
5. Nach dem Klinikaufenthalt
Nach der OP folgt die entscheidende Phase der Rehabilitation. Dr. Bork, Chefarzt im Reha-Zentrum am St. Josef-Stift, erläutert das weitere Vorgehen:
- Rehabilitation: Stationär oder ambulant, je nach Gesundheitszustand.
- Physiotherapie: Bewegung, Muskelaufbau und Koordinationstraining.
- Schmerzmanagement: Angepasste Schmerztherapie für eine gute Heilung.
- Soziale Beratung: Unterstützung bei Fragen zur beruflichen Wiedereingliederung oder Schwerbehinderung.
- Nachsorge: Regelmäßige Kontrollen sowie spezifische Sport- und Bewegungsprogramme.
6. Wann ist ein schmerzfreier Alltag wieder möglich?
„Geduld ist gefragt, aber es lohnt sich“, betont Dr. Bork. Die wichtigsten Meilensteine:
- Nach sechs Wochen beginnt gezieltes Muskeltraining.
- Nach drei Monaten sind viele Alltagsbewegungen wieder schmerzfrei.
- Langfristig hält eine moderne Schulterprothese etwa 15 bis 20 Jahre.
Kostenübernahme
Die Kostenübernahme der Anschlussheilbehandlung ist ein wichtiger Punkt für viele Patientinnen und Patienten. „In der Regel übernehmen die gesetzlichen und privaten Krankenkassen die Kosten der Rehabilitationsmaßnahmen nach der Operation“, erklärt Dr. Bork. Dazu gehört sowohl die stationäre als auch die ambulante Rehabilitation, abhängig vom individuellen Bedarf. Zudem gibt es Programme wie die erweiterte ambulante Physiotherapie (EAP) oder Reha-Sport-Angebote, die ergänzend genutzt werden können. Es empfiehlt sich, frühzeitig mit der Krankenkasse abzuklären, welche Maßnahmen übernommen werden.
Mit einer angepassten Rehabilitation und kontinuierlichem Training können viele Patientinnen und Patienten nach einer Schulterprothese wieder ein weitgehend beschwerdefreies Leben führen, erklärt Dr. Bork. Die Fitness hänge jedoch im Wesentlichen von der Selbstwirksamkeit der Patienten und Patientinnen ab, ergänzt Dr. Horst. „Wir Operateure können Ihnen nur zu 20 Prozent helfen. 80 Prozent machen Sie und die Reha und was dahinter herkommt, aus“, betont er.
Diese Zusammenfassung wurde mithilfe von Künstlicher Intelligenz erstellt.
Hier geht es zum Original-Video auf YouTube: https://youtu.be/GjYH1mmsfnQ?si=MyMfr5Gd_jbHOdd7