Wie können Patienten sicherstellen, dass eine Spinalkanalstenose medizinisch sinnvoll operiert wird? Auf diese Frage antworten Ärztinnen und Ärzte auf der 19. Jahrestagung der Deutschen Wirbelsäulengesellschaft (2024).
„Ich empfehle jedem, sich eine Zweitmeinung einzuholen“, antwortet PD Dr. med. Sonja Häckel, Oberärztin am Inselspital Bern, auf die Frage nach der Notwendigkeit einer Spinalkanalstenose-OP. Die Krankheit schreite in der Regel langsam voran, so dass genügend Zeit bleibe, sich zu informieren.
„Ich frage meine Patienten in der Sprechstunde immer, ob sie an dem Punkt sind, wo sie sagen, es geht anders nicht mehr“, sagt PD Dr. Lennart Viezens, Leitender Arzt des Wirbelsäulenzentrums am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Erst wenn alle konservativen Behandlungsmethoden ausgeschöpft sind, sei eine Operation angezeigt.
„Man operiert so wie wenig wie möglich“, betont Mohammad Elhalabi, Oberarzt am Evangelischen Krankenhaus Duisburg Nord. Manchmal sei aber auch ein größerer Eingriff nötig, nämlich dann, wenn die Wirbel sehr instabil sind.
„Größere Operation“ heißt in diesem Zusammenhang, dass die Wirbel mit Schrauben stabilisiert werden, die langfristig im Körper verbleiben. Bei einer kleineren Operation wird lediglich die Engstelle im Wirbelkanal freigelegt, es verbleibt also kein Fremdmaterial im Körper des Patienten. Dabei zeigte jüngst eine schwedische Studie, dass zumindest bei moderatem Wirbelgleiten die kleine OP ohne Schrauben genauso wirksam ist wie die große OP mit Schrauben. Wem bei Wirbelgleiten eine Wirbelstabilisierung mit Schrauben vorgeschlagen wird, tut also gut daran, einen zweiten Arzt hinzuzuziehen.
„Wir haben in jedem Bereich der Diagnosen eine Grauzone, wo man sagt, okay, ab dem Zeitpunkt muss man eigentlich den operativen Eingriff empfehlen“, sagt Prof. Dr. med. Markus Arand, Ärztlicher Direktor der Klinik für Orthopädie am RKH Klinikum Ludwigsburg. Diese Grauzone weiß oder schwarz zu färben, sei Aufgabe des Arztes. Letztlich würde aber immer der Patient oder die Patientin entscheiden. Auch Arand empfiehlt, sich im Zweifelsfall eine Zweitmeinung einzuholen.