Bei der chirurgischen Behandlung der Spinalkanalstenose bietet die zusätzliche Wirbelversteifung keine Vorteile gegenüber der alleinigen Dekompression. Dies gilt auch dann, wenn ein Wirbelgleiten vorliegt, wie eine schwedische Studie zeigt.
Ein Beitrag von Lukas Hoffmann
Ein Forscherteam unter der Leitung von Thomas Karlsson von der Universität Uppsala hat die Ergebnisse einer wichtigen Studie zur Behandlung von Spinalkanalstenose vorgelegt. Diese Studie wurde in mehreren Krankenhäusern durchgeführt und vergleicht zwei verschiedene Operationstechniken: die alleinige Dekompression und die Dekompression mit zusätzlicher Wirbelsäulenversteifung (Spondylodese).
Unterschied der Operationstechniken
Darin unterscheiden sich die beiden Operationen: Bei der Dekompression wird der Druck auf die Nerven im Rücken durch die Entfernung von Knochen oder Gewebe verringert. Das schafft mehr Platz im Wirbelkanal und lindert die Schmerzen. Die Methode ist weniger invasiv und die Genesungszeit ist kürzer. Wird nach der Dekompression eine zusätzliche Spondylodese durchgeführt, versteift der Chirurg benachbarte Wirbel mit Schrauben oder Knochentransplantaten, um zusätzliche Stabilität zu schaffen. Diese Maßnahme, die bei Personen mit einer instabilen Wirbelsäule sinnvoll ist, stellt einen größeren Eingriff dar und erfordert daher eine längere Erholungszeit.
Was wurde in der schwedischen Studie untersucht?
An der Studie nahmen 247 Patientinnen und Patienten teil, die im Durchschnitt 67 Jahre alt waren. Alle hatten eine Verengung des Spinalkanals, die Schmerzen und Bewegungseinschränkungen verursachte. Fünf Jahre nach der Operation konnten die Forscher die Daten von 213 dieser Patienten auswerten. 112 Patienten sind nur dekompressiv operiert worden, 101 erhielten eine Dekompression plus Wirbelversteifung.
Wirbelsäulen-Patienten erhielten zwei unterschiedliche Operationen
Was ist der Oswestry Disability Index?
Der Oswestry Disability Index (ODI) ist ein Fragebogen, der misst, wie stark eine Person durch ihre Rückenschmerzen im Alltag beeinträchtigt ist. Der Index reicht von 0 (keine Beeinträchtigung) bis 100 (maximale Beeinträchtigung).
Ergebnisse nach fünf Jahren
Die Patienten, die nur eine Dekompressionsoperation hatten, erzielten im Durchschnitt 25 Punkte auf dem ODI, was auf moderate Einschränkungen hinweist. Diejenigen, die zusätzlich eine Wirbelsäulenversteifung erhielten, erzielten 28 Punkte, was ebenfalls moderate Einschränkungen bedeutet. Beide Gruppen zeigten eine deutliche Verbesserung gegenüber ihrem Zustand vor der Operation, aber der Unterschied zwischen den beiden Operationstechniken war statistisch nicht signifikant.
Fazit
Die Forscher kommen zu dem Schluss, dass die zusätzliche Wirbelsäulenversteifung bei der Behandlung der Spinalkanalstenose keine zusätzlichen Vorteile bietet. Die alleinige Dekompressionsoperation scheint daher die bessere Wahl zu sein.
Quelle: The Bone & Joint Journal; Verweis auf die Untersuchung auch im Juli-Newsletter der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie