Bei der Behandlung von Prostatakrebs haben sich bislang zwei robotergestützte Therapieverfahren durchgesetzt: Da Vinci und Cyberknife. In dem folgenden Artikel werden diese vorgestellt.
Ein Beitrag von Prof. Dr. Tobias Maurer und Lukas Hoffmann
Der Medizinroboter Da Vinci
In vielen deutschen Kliniken wird bereits mit dem OP-Roboter Da Vinci gearbeitet. Der Einsatz des Roboters bringt Vorteile, aber revolutioniert er auch die Prostata-Chirurgie?
Funktionsweise des Robotiksystems
Das Operationssystem Da Vinci besteht aus einer Steuerkonsole, an der ein Chirurg sitzt, und mit dem er die vier Arme und den Videoturm lenkt. Dank der dreidimensionalen Kamera und der Lichttechnik erhält der Operateur ein vergrößertes 3D-Bild des Operationsfeldes und kann selbst feine Strukturen wie Nerven und Gefäße erkennen.
Die Operation erfolgt mittels des laparoskopisches OP-Verfahrens, auch Schlüsselloch-OP genannt. Mit seinen Handbewegungen steuert der Operateur in Echtzeit die Arme und sieben Freiheitsgrade (wie auch beim menschliche Arm) des Roboters. Auch wenn die Beweglichkeit auf den Grad genau in einem so kleinen Raum für die Chirurgen verlockend ist, kann der Da Vinci Roboter keine eigenständigen Bewegungen ausführen. „Es handelt sich um ein Master-Slave-Assistenzsystem, das sich de Facto als Verlängerung unseres eigenen Operationsarms darstellt“, sagt Prof. Dr. Andreas Pascher, der die Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie der Uniklinik Münster leitet.
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Lohnt sich eine Operation mit dem Da Vinci Roboter?
Die Da Vinci Robotik bringt für den Patienten Vorteile mit sich: Der Blutverlust ist geringer, die Wunden heilen schneller und äußerliche Schnittwunden sind maximal zwei Zentimeter groß. Allerdings gibt es auch Nachteile. So kann es zum Beispiel sein, dass das Gas (C02), das vor der Operation in den Bauchraum geleitet wird, über mehrere Wochen hinweg nur langsam entweicht.
Wirksamkeit von Da Vinci
Verschiedene Langzeitstudien haben bewiesen, dass es auf lange Sicht keinen Unterschied gibt, ob Patienten mit oder ohne OP-Robotik operiert werden. Die letzte Studie wurde von der schon Martini Klinik Hamburg durchgeführt, hier werden weltweit die meisten Patienten mit Prostatakrebs behandelt. 10.790 Männer haben die Forscher über einen Zeitraum von 2008 bis 2016 befragt. Das Fazit: Es ist nicht entscheidend, ob im OP-Saal ein Roboter steht. Viel wichtiger ist die Erfahrung des Chirurgen.
Deshalb sollte man genau abwägen, ob eine Operation mit dem Da Vinci Roboter notwendig ist oder ob der Eingriff nicht auch durch ein laparoskopisches Verfahren vorgenommen werden kann. Typische Eingriffe mit dem Roboter, wie zum Beispiel die Entfernung der Prostata oder eine Implantation der Harnleiter, können nach wie vor auf konventionellem Weg durchgeführt werden.
Cyberknife aus der Radiochirurgie
Vergleichsweise neu ist das Cyberknife, eine radiochirurgische Methode zur Bestrahlung von Tumoren. Dabei erzeugt ein Linearbeschleuniger Röntgenstrahlen. Die verschiedenen Strahlen werden gebündelt und können präzise auf das mit Krebs befallene Gewebe gelenkt werden. Die Kraft des Strahlenbündels ist dabei so stark, dass das Cyberknife, wie sein Name schon verrät, als ein Operationsmesser aus Strahlen verstanden werden kann.
Die Positionskorrektur der Strahlen wird vorgenommen, indem das System permanent Live-Röntgenbilder des Gewebes anfertigt. Der Arzt passt die Richtung der Strahlung bei Bedarf an. Die Kontrolle der Strahlung ist wichtig, weil der Patient während der Bestrahlung nicht fixiert ist und beispielsweise atmet. Durch die Atmung finden synchrone Verschiebungen der inneren Organe und des Gewebes statt. Mit den Live-Röntgenbildern wird also die Tumor-Bewegung in Echtzeit dargestellt und die neue Position der Strahlen berechnet.
Für welchen Prostatakrebs ist Cyberknife geeignet?
Das Cyberknife kann nicht nur bei der Behandlung von Prostatakrebs verwendet werden, sondern auch bei bösartigen Veränderungen im Gehirn, Rückenmark, der Wirbelsäule, Lunge, Leber, Niere oder der Bauchspeicheldrüse.
Nach der Diagnose Prostatakrebs wird das Stadium der Erkrankung durch bildgebende Verfahren ermittelt. Abhängig davon kann die Behandlung mit Cyberknife in Erwägung gezogen werden oder eben nicht. Der Einsatz des Cyberknifes ist nur für Männer geeignet, bei denen der Krebs lokal begrenzt ist. Das bedeutet, die Diagnose wurde im Frühstadium gestellt. Dabei orientiert sich die Entscheidung unter anderem am PSA-Wert. Er sollte unter 15 liegen. Auch bei einer lokalen Rückkehr des Karzinoms (Rezidiv) kann das Cyberknife eingesetzt werden.
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