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Weltweit leiden derzeit rund 330 Millionen Menschen an Asthma. So steht es im Global Asthma Report 2014 der Global Asthma Network Steering Group. Damit gehört Asthma zu den häufigsten Krankheiten in der Welt. Vor allem Kinder in Industrieländern sind von dieser chronischen Krankheit betroffen. Weltweit liegt die Rate an Asthma erkrankten Kindern bei 14 Prozent. Dabei treten in 70 Prozent der Fälle erste Symptome vor dem fünften Lebensjahr auf.

Anteil der Asthmatiker an der Weltbevölkerung


Was ist Asthma?

Asthma ist eine langandauernde und anfallsartig auftretende, entzündliche Erkrankung der Atemwege, die mit einer erhöhten Empfindlichkeit der Bronchien gegenüber verschiedenen Reizen verbunden ist. Typische Symptome sind Beklemmung in der Brust, Atemnot, Husten und pfeifende Atemgeräusche. Bislang gibt es weltweit noch keine Therapien, die Asthma bei Erwachsenen vollständig heilen. Allerdings ist es in Deutschland inzwischen möglich, durch die passende Behandlung, die anfallsfreien Zeiträume zu verlängern und die Beschwerden zu lindern, so dass ein normales Leben möglich ist. Anders sieht es bei Kindern aus. Ungefähr die Hälfte der asthmakranken Kinder hat bei frühzeitiger Erkennung und passender Behandlung die Chance, spätestens im Erwachsenenalter von Asthma geheilt zu sein.

Zwei Hauptformen der Erkrankung

1. Allergisches Asthma
Das Allergische Asthma entsteht durch eine allergische Reaktion. Die Auslöser sind von Patient zu Patient unterschiedlich. Pollen von Pflanzen, Hausstaubmilben oder Tierhaare können die asthmatischen Attacken auslösen. Allergisches Asthma wird oft vererbt und beginnt oft bereits in der Kindheit.

2. Nicht-allergisches Asthma
Das nicht-allergische Asthma hat verschiedene Ursachen. Es kann aufgrund einer Infektion entstehen, durch die eine Atemwegsentzündung ausgelöst wird. Die Bronchie verkrampfen, es kommt zur Verschleimung, Husten und Atemnot. Nach der Erkältung verschwindet das Asthma zunächst, kehrt aber zurück und wird mit den Jahren chronisch. Auch aufgrund von einer Unverträglichkeit mit bestimmten Arzneimitteln oder als Reaktion auf chemische oder giftige Stoffe, kann nicht-allergisches Asthma auftreten.

Prof. Dr. Hamelmann: So diagnostizieren wir Asthma

Zu Beginn der Untersuchung in Deutschland steht immer ein ausführliches Gespräch mit dem Arzt. Hier geht es nicht nur um die Symptome der Erkrankung. Auch nach Erkrankungen in der Familie und vorhandenen Allergien fragt der Mediziner, um sich ein umfassendes Bild machen zu können. Je nach Vermutung, steht dem Arzt nach dem Erstgespräch eine Vielzahl von Untersuchungsmöglichkeiten zur Verfügung. Prof. Dr. Eckart Hamelmann ist Chefarzt an dem Evangelischen Bethel Klinikum in Bielefeld, in dem deutschlandweit am meisten Asthma-Patienten behandelt werden. Im Interview benennt er die wichtigsten Methoden zur Diagnose von Asthma bronchiale:
Bodyplethysmograph; ©Stan3000


Lungenfunktionsprüfung
Um die Leistungsfähigkeit der Lunge zu prüfen, steht bei einem Verdacht auf Asthma der Lungenfunktionstest an erster Stelle. Der Patient setzt sich in eine geschlossene Glaskabine (in den Bodyplethysmographen) und der Arzt leitet ihn an, verschiedenartig in das Mundstück eines Gerätes zu atmen. Je nach Atmung kann der Arzt das Atemvolumen bestimmen. Wichtig ist hier vor allem die Messung der sogenannten Sekundenluft (FEV1). Je stärker die Bronchien verengt sind, desto weniger Luft kann man pro Sekunden ausatmen.

Allergie-Labor
Da Asthma oft allergisch bedingt ist, werden Hauttests und Blutuntersuchungen durchgeführt, um eine Überempfindlichkeit gegen bestimmte Stoffe festzustellen. Beim Prick-Test werden verschiedene Teststoffe in Form von Tröpfchen auf die Haut gesetzt. Danach wird die Haut mit einer Lanzette angeritzt. Zeigen sich nach einigen Minuten kleine Schwellungen, deutet dies auf eine Allergie gegen die Substanz hin. Da die jeweilige Allergie aber nicht unbedingt auch für die Entstehung der Asthmaanfälle verantwortlich ist, sind unter Umständen weitere Testungen notwendig.

Schweiß-Test
Um schwerwiegendere Stoffwechselerkrankungen wie Muskoviszidose ausschließen zu können, wird bei Patienten mit starkem Asthma der sogenannte Schweißtest durchgeführt. Dabei werden die Schweißdrüsen mit der Arznei Pilocarpin stimuliert. Anschließend wird auf dem Unterarm ein Mullläpchen angebracht, um den Schweiß 30 Minuten zu sammeln. Dieses Verfahren ist ungefährlich und schmerzfrei und kann auch bei ganz jungen Säuglingen ab dem 3. Lebenstag verwendet werden. In dem gewonnen Schweiß kann der Chlorid-Gehalt gemessen werden. Ist die Chlorid-Konzentration hoch, ist von einer Mukoviszidose auszugehen.

Röntgen der Lunge
Auch eine Röntgenaufnahme des Brustkorbes kann notwendig sein, um andere Erkrankungen, wie z.B. eine Lungenentzündung, auszuschließen.
Nachdem der Arzt alle erforderlichen Untersuchungen und Kontrollen durchgeführt hat, entwirft er einen Behandlungsplan, in dem Medikamente und weitere Maßnahmen festgelegt werden.

Bausteine der Therapie

Zu Beginn der Therapie steht eine ausführliche Asthmaschulung, in der man alles über den Umgang mit der Erkrankung in der eigenen, speziellen Lebenssituation lernt. Die Ärzte zeigen und üben hier mit dem Patienten Inhalationsmethoden, besprechen wirkungsvolle Maßnahmen zur Vorbeugung von Asthma-Anfällen und legen den Medikationsplan fest. Besonders wichtig ist es in dieser Phase der Therapie, dass der Patient alle Erklärungen des Mediziners versteht. Daher ist gerade bei Asthma-Patienten ein professioneller medizinischer Dolmetscher unerlässlich.

Nicht Medikamentöse Maßnahmen:
Bei Asthma spielt auch die Lebenssituation des Patienten eine große Rolle, deshalb ist die medikamentöse Therapie nur ein Baustein des Heilungserfolgs. So fragen Ärzte während der Behandlung etwa ab, ob man sich als Patient oft in Stresssituationen befindet und wie häufig man Sport treibt. Denn körperliches Training und der falsche Umgang mit Stress- oder Angstzuständen kann Asthma befördern. Auch die Lebenssituation spielt eine Rolle. So können asthmatische Anfälle ganz simpel mit einer Tierhaarallergie zusammenhängen, was die Trennung eines Haustiers erforderlich macht. Auch manche Angewohnheiten, wie z.B. das Rauchen, sind gerade bei Asthmatikern sehr schädlich. Mit dem Arzt werden Maßnahmen besprochen, wie solche Asthma befördernden Angewohnheiten reduziert oder abgelegt werden können.

Medikamentöse Maßnahmen
Auch die Einnahme von Medikamenten ist Teil der Therapie bei Asthma bronchiale. Grundsätzlich unterscheidet man zwei Gruppen von Asthmamedikamenten.

1. Controller wirken langfristig
Controller vermindern die Entzündung der Bronchien und schwächen bereits existierende Entzündungen in den Atemwegen ab. Damit Controller wirken können, müssen sie regelmäßig und über einen längeren Zeitraum eingenommen werden. Nach dem Kenntnisstand der deutschen Pneumologen sind Glukokortikoide die wirkungsvollsten Controller. Glukokortikoide, auch als Cortison bekannt, entfalten als synthetische Abkömmlinge des körpereigenen Hormons Cortisol eine ähnliche entzündungshemmende Wirkung. Sie werden inhaliert, bei schwerem Asthma wird der Wirkstoff auch als Tablette verabreicht.

2. Reliever helfen sofort
Während Controller nicht zwangsläufig mitgeführt werden müssen, hat ein Asthmatiker einen Reliever immer in der Tasche. Denn Reliever entspannen binnen weniger Minuten die verkrampften Bronchien bei einer Asthma-Attacke und erweitern die Atemwege. Meist handelt es sich bei den Relievern um Beta-2-Sympathomimetika zum Inhalieren, z.B. Fenoterol, Salbutamol oder Terbutalin. Reliever lindern akutes Asthma sehr effektiv, aber sie bekämpfen nicht die zugrunde liegende Entzündung (so wie die Controller).
Neben diesen beiden Medikamentengruppen gibt es in der Asthmatherapie noch eine Reihe weiterer Medikamente, wie Leukotrien-Antagonisten, Chromone und Aminophylline, die bei spezielleren Formen von Asthma verschrieben werden. Bei Patienten mit schwerem, allergischem Asthma ist seit kurzem auch für Kinder das Antikörper Omalizumab zugelassen. Es wird unter die Haut gespritzt und bindet das Immunglobulin E, welches an der allergischen Reaktion des Patienten beteiligt ist. Omalizumab zielt also nicht auf die Bekämpfung von Entzündungsbotenstoffen ab, sondern auf einen anderen Antikörper. Dementsprechend ist es nur für Allergiker zugelassen, die ganzjährig betroffen sind.

Behandlungskosten in Deutschland

Grundsätzlich muss man bei den Kosten für Asthma unterscheiden, ob es sich bei der Behandlung um einen allergischen Schock handelt, der sofort im Klinikum behandelt werden muss oder ob es um die langfristige Asthma-Therapie bei einem niedergelassenen Arzt geht. Auch der Aufenthalt in einer Reha-Klinik für Asthmapatienten ist möglich. Je nachdem, wo die Behandlung erfolgt, greifen unterschiedliche Abrechnungskataloge. Ein Arzt rechnet in Deutschland nach der Gebührenordnung für Ärzte ab, im Klinikum kommt es darauf an, ob der Patient stationär aufgenommen wird, dann wird nach dem Fallpauschalenkatalog bezahlt. Bei einer ambulanten Versorgung im Krankenhaus wird der AOP-Katalog bei der Rechnungsstellung zu Rate gezogen.

Die Errechnung der genauen Kosten bei dem Besuch eines Arztes in der Praxis oder einer Reha-Klinik ist sehr schwierig, weil viele Maßnahmen individuell festgelegt werden und sich die abgerechneten Kosten daher sehr unterscheiden. Um einen Eindruck davon zu bekommen, wie Standartuntersuchungen von einem niedergelassenen Arzt abgerechnet werden, sind hier die Kosten für die vier von Prof. Dr. Hamelmann vorgestellten Diagnose-Maßnahme dargestellt, wenn sie in einer Arztpraxis durchgeführt werden.

 

Kosten verschiedener Diagnosemethoden bei Asthma (Praxis)


Hinzu kommen beim Arzt immer noch Gebühren für die Beratung und zusätzliche Tests. Je nachdem, auf welche Therapie man sich geeinigt hat, fallen nach dem Arzt-Besuch Ausgaben für Medikamente und spezialisierte Therapien an, wie z.B. Kunsttherapie, Musiktherapie, Ergotherapie oder Physiotherapie.
Im Krankenhaus wird bei Asthma-Patienten am häufigsten ein durchschnittlicher Preis von 2.322 Euro abgerechnet. Hier handelt es um die Notfallversorgung eines Asthma-Patienten im Haus und um die nachfolgende Betreuung des Patienten. Durchschnittlich bleibt der Patient bei diesem Behandlungspreis 6 Tage im Klinikum. Aber auch im Klinikum sind je nach Bedarf individuelle Leistungen notwendig, deshalb kann der oben dargestellte Preis ebenfalls nur als grobe Orientierung angesehen werden.

 

Verteilung der Kosten bei der klinischen Behandlung von Asthma*


Im internationalen Vergleich ist Deutschland trotz des hohen technischen Standards und der hervorragenden Ausbildung der Ärzte insgesamt günstig. So zahlt man etwa in den U.S.A. für eine vergleichbare Behandlung ein Vielfaches.

Ein Beitrag von Lukas Hoffmann

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