Neue Schulterprothese: Dank des „Monstrums“ keine Morgenqualen mehr

„Mir geht es bestens“, sagt der 77-jährige Peter Josef Busche aus Münster heute. „Die Schulter ist beweglich. Ich habe keine Schmerzen. Ich kann alles heben und tragen.“ Das war nicht immer so. 

Ein Bericht von Peter Josef Busche, dokumentiert von Lukas Hoffmann

Kann man dreifacher Schulterprothesen-Träger werden? Peter Josef Busche hat dieses Kunststück – nicht ganz unfreiwillig – geschafft. Zuerst wurde ihm eine Prothese in die rechte Schulter eingesetzt. Nach zehn Jahren wurde sie durch eine neue ersetzt, weil sie sich gelockert hatte. Im vergangenen Jahr kam Prothese Nummer drei in die linke Schulter. Heute ist Peter Josef Busche schmerzfrei und kann seine Arme wieder in alle Richtungen bewegen. „Ich stehe morgens auf und habe keine Schmerzen. Natürlich fühle ich mich besser“, sagt er.

Vor etwa zwölf Jahren war das noch ganz anders. Damals waren die Schmerzen im rechten Arm so stark, dass nichts mehr ging. „Ich hatte sogar Probleme, Besteck zu halten“, erzählt er.

In der Klinik wird ihm eine anatomische Oberarmkopfprothese eingesetzt, die der natürlichen Gelenkform nachempfunden ist und mit einem Schaft im Oberarmknochen verankert wird. Busches Hoffnung: erst einmal Ruhe vor den Schmerzen zu haben.

Diese Hoffnung erfüllt sich auch, doch etwa zehn Jahre nach der Implantation der Prothese infizieren sich die Prothesenteile. Die Folge: Die Prothese lockert sich und plötzlich sind die Schmerzen wieder da. In mehreren Operationen wird erst der infizierte Metallschaft aus dem Oberarmknochen entfernt, dann auch die Kunststoffpfanne aus der Schulter, die ebenfalls von Keimen befallen ist. Kurz darauf die nächste Hiobsbotschaft: Weil der Knochen in der Schulter massiv zerstört ist, kann keine normale Prothese mehr eingesetzt werden. Für Peter Josef Busche ist das eine Odyssee. „Ich wurde innerhalb von eineinhalb Jahren vier Mal an der Schulter operiert“, erzählt er.

Doch am Ende gibt es ein Happy End. Denn das Chirurgenteam um Prof. Dr. Benedikt Schliemann des örtlichen Krankenhauses tut sich mit einem italienischen Prothesenhersteller zusammen. Anhand der CT-Daten von Busches Schulter wird mit einem 3D-Drucker eine individuelle Prothese hergestellt, die den großen Knochendefekt ausgleicht. Heute nennt Busche die eigens für ihn gefertigte Prothese „das Monstrum“, betont aber: „Mit dem rechten Schultergelenk komme ich besser klar als mit dem linken.“

Denn im Frühjahr des vergangenen Jahres wurde bei ihm auch in der linken Schulter eine Prothese eingesetzt, dieses Mal keine individuell angefertigte, sondern eine klassische. Schmerzen hatte er dabei kaum. „Vom Eingriff merkt man nichts“, sagt er. „Man hat eine Vollnarkose und Wundschmerz hinterher war keiner da.“

Auch bei den Schulterübungen in der dreiwöchigen stationären Reha, die sich an den Klinikaufenthalt anschließt, muss er nicht leiden. „Wenn es weh tut, hört man einfach auf“, sagt er. „Das wissen auch die Therapeuten. Die sagen: Sobald Sie etwas merken: Aufhören!“

Als er nach der Reha nach Hause kommt, kann er sich wieder schmerzfrei um Haus und Garten kümmern. Zwischendurch geht er zur Nachkontrolle in der Klinik. „Da wurde geröntgt und geschaut, ob alles noch da ist, wo es hingehört, und ob die Wundheilung abgeschlossen ist“, erzählt er. „Es war alles in Ordnung.“

Krankengymnastik oder bestimmte Übungen macht er seit dem Verlassen der Reha-Einrichtung nicht mehr, obwohl ihm die Reha-Ärzte dazu geraten haben. „Ich bewege mich wieder ganz normal, das ist Gymnastik genug für den Arm“, sagt er.