Christian Schaefer
Christian Schaefer beim Testen des Gerinnungswertes auf der karibischen Insel Barbados im Jahr 1994. ©privat

Eine Aorteninsuffizienz führt im Jahr 1986 dazu, dass das Herz von Christian Schaefer nicht mehr tut, was es soll. Er bekommt eine mechanische Herzklappe eingesetzt. Seitdem klickt es in der Brust. Na und!

Ein Bericht von Christian Schaefer
 
Ich war 46 Jahre alt – in bestem Mannesalter. Aber plötzlich ermüdeten mich längere Spaziergänge. Auch flach zu schlafen, wie es meine Gewohnheit war, konnte ich nicht mehr. Jedes Mal kurz vor dem Einschlafen hatte ich das Gefühl, keine Luft zu bekommen.

Meine Frau riet mir während unseres Urlaubs in Ostfriesland, zu einem Landarzt zu gehen. Er stellte einen unregelmäßigen Herzrhythmus und einen betonten zweiten Herzton sowie ein deutliches Herzgeräusch fest. Auch das Lungenvolumen betrug nur 2,8 Liter – so der Befundbericht der uns später nach Hause geschickt wurde.

Keine Zeit für eine Kontrolle

„Es wird Zeit, dass Du Dich von einem Kardiologen untersuchen lässt“, sagte meine Frau. Dafür fehlte mir die Zeit. Ich arbeitete als Medizinjournalist und mein Tagespensum war als Chef vom Dienst zweier Fachzeitschriften für Frauen- und Kinderärzte voll ausgeschöpft. Hinzu kamen Kongressbesuche und Pressekonferenzen der jeweiligen Fachrichtungen.

Aber schon die Autofahrt ein paar Tage später vom Rheinland nach Wolfsburg wurde zur Tortur. Ich fühlte mich plötzlich so, als ob mir der Kopf platzen würde. Erst wurde mir sehr heiß und dann schwarz vor Augen. Das Herz arbeitete auf Hochtouren. Mit Mühen erreichte ich das Ziel und überstand den Kongress. Die Rückreise war wieder eine Qual. Ich schwitzte stark und hatte das Gefühl, keine Luft zu bekommen. Zeitweise auf dem Standstreifen fahrend, erreichte ich unser Heim.

Dann ging alles ganz schnell. Am nächsten Tag lag ich auf der Intensivstation eines Essener Krankenhauses. Um mich herum Ärzte, die versuchten die Ursache für meine Symptome zu finden. Es vergingen Tage. Eines Nachts ergriff mich panische Angst. Das Herz raste. Mir wurde schwarz vor Augen. Später erfuhr ich, dass ich Kammerflimmern hatte.

„Sie haben eine schwere Aorteninsuffizienz.“

Meine Frau besuchte mich mit unserem Testament. Warum verstand ich nicht. Das starke Beruhigungsmittel verhinderte klare Gedanken.

Für eine aufklärende Herzkatheteruntersuchung wurde ich in ein anderes Essener Krankenhaus verlegt. Ich höre die Worte des behandelnden Kardiologen: „Sie haben eine schwere Aorteninsuffizienz und müssen sofort operiert werden. Ich werde Sie an ein Spezialzentrum überweisen.“

Als Medizinjournalist wusste ich sofort, was das heißt: Meine Herzklappe schloss nicht mehr richtig. Das Blut aus der Aorta floss zurück in die linke Herzkammer.

Ich verlor das Gespür für Tageszeiten. Irgendwann wachte ich auf der Intensivstation eines anderen Klinikums auf. Ich blickte auf eine Uhr, die wie eine Bahnhofsuhr aussah. Das irritierte mich. Wo war ich? Jemand berührte meine Hand: „Herzlichen Glückwunsch, Sie haben es geschafft“. An meinem Bett stand der Herzchirurg, der mich operiert hatte.

Medikamenteneinnahme bis zum Lebensabend

Er erklärt mir, dass mir eine mechanische Aortenklappe implantiert wurde. Um Gerinnsel zu vermeiden, war eine Gerinnungshemmung zeitlebens notwendig.

Die Tage vergingen. Die Drainageschläuche wurden gezogen und die Bewegungstherapie begann im Sitzen. 25 Tagen lag ich im Bett. Die Muskulatur war sehr geschwächt. Irgendwann der Gang ins Badezimmer. Im Spiegel sah ich zum ersten Mal die große rote Narbe auf meiner wegen der Operation rasierten Brust.

Sehr langsam kehrten die Kräfte zurück. Der erste Gang in die Kantine, der erste Spaziergang im Freien. Zehn Tage nach der Herzklappenoperation erfolgten die Abschlusskontrollen. Die Fäden wurden gezogen. Es pikste. Und abends eine Flasche Bier. Zum Wohl!

Die letzten Tage im Herzzentrum spazierte ich viel im Park. Der Sozialdienst kümmerte sich schon damals, im Jahr 1986, um die Rehabilitation. Wir suchten eine auf Kardiologie spezialisierte Rehaklinik aus, in der ich ein sechswöchiges Rehabilitationstraining absolvierte.

Nach 86 Tagen war ich endlich wieder zu Hause.

Aber die Herzrhythmusstörungen blieben, obwohl die Medikation ständig angepasst wurde. Der unregelmäßige Herzschlag machte mich nervös. Noch immer stimmte etwas nicht mit meinem Herzen. Im Jahr darauf wurde mir ein Herzschrittmacher implantiert. Eine Beruhigung für mich.

Das Klicken der Herzklappe hörte ich anfangs deutlich, doch je mehr ich die mechanische Herzklappe akzeptierte und mich damit vertraut machte, desto leiser wurde das Klicken für mich.

Heute nehme ich hin und wieder mein Stethoskop, um das Klicken meiner Herzklappe zu hören. Zusätzlich nehme ich einen Gerinnungshemmer ein. Dass die Herzrhythmusstörungen dennoch von Zeit zu Zeit auftreten, habe ich zu akzeptieren gelernt.

Die mechanische Herzklappe schränkt meinen Alltag und die Freizeit mit Sport und Reisen nicht ein – regelmäßiges Walken hält mein Herz fit. Zusätzlich achten wir zu Hause auf eine ausgewogene Ernährung. Natürlich gehört auch das Feiern mit der Familie und Freunden sowie das Reisen – auch in ferne Länder – zur Lebensqualität dazu. Mein Motto seit nun über dreißig Jahren: „Es klickt, ich lebe!“


Dieser Text ist ein Auszug aus dem Buch: „Es Klickt, ich lebe!“. Hier erzählt Christian Schaefer, wie er seine Herzklappenoperation und die nachfolgenden Jahrzehnte erlebt hat. @tredition-Verlag, Hamburg 2020.

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