Erfahrungsbericht Knie-TEP
Edith Hoffmann beim Wandern im bayrischen Sudelfeld.

Edith Hoffmann hat mit 59 Jahren zwei Knie-TEPs erhalten. In diesem Erfahrungsbericht schildert sie, wie es ihr bei der Operation und danach ergangen ist. 

„Ich sei ein blutrünstiges Weib, sagte mein Chef, weil ich so gern bei den OPs dabei bin.“ So erzählte Edith Hoffmann, Jahrgang 1946, über ihre Zeit als Arzthelferin. Bis 2019, also bis sie 73 Jahre alt war, arbeitete sie als OP-Assistentin in derselben Orthopädie-Praxis in ihrem Wohnort Erding bei München. Ihr erster Chef hatte auch Hüft-TEPs gemacht, ihr letzter Chef hatte sich auf Knie spezialisiert. Sie ist also vom Fach – und selbst betroffen, an beiden Gelenken.

Vom Tischtennis zum Golfen

Die Hüfte plagte Edith von Geburt an, sie war ein „schwaches Kind“, wie man das damals so nannte. „Wegen einer nicht erkannten Hüftdysplasie bin ich erst mit drei Jahren gelaufen.“ Danach ließ sich die agile Edith aber nicht mehr bremsen, war ein „ganz normales“, sportliches Kind.

Erfahrungsbericht Knie-TEP
Edith Hoffmann

Die Beschwerden kamen als Twen. „Mit 22, 23 Jahren habe ich in der Landesliga Tischtennis gespielt und dafür drei Mal pro Woche trainiert.“ Da ging es mit Kreuzschmerzen los, und sie fing das Hinken an, das „Hatschen“, wie es auf bayerisch heißt. Eine Röntgenaufnahme brachte dann die Hüftdysplasie zu Tage. In der Folge wurde sie im Februar 1972 an jeder Hüfte zwei Mal gelenkerhaltend operiert, jeweils mit einer Varisierungs- und einer Rotations-Osteotomie, also einer Umstellung. „Das war eine langwierige Sache. Zehn Wochen lag ich jeweils im Beckengips – mit einem Loch unten für die Verdauung.“

Heute sagt sie, wie viele Betroffene, dass Hüft-OPs einfacher seien als Knie-OPs. „Das Hüftgelenk kann man drehen, das Kniegelenk nicht.“, erläutert die gelernte Arzthelferin mit Zusatzausbildung als OP-Assistentin. „Beim Knie werden auch viel mehr Bänder und Muskeln durchtrennt als bei der Hüfte.“

Bergwandern mit zwei künstlichen Kniegelenken

Nach ihren Hüft-OPs hat sie mit dem Tischtennis aufgehört. Einige Jahre später, 1978, fing sie mit dem Golfen an. Damals war der 9-Loch-Platz in Erding-Grünbach als einer der ersten in Münchens Peripherie gerade wenige Jahre in Betrieb. Vor wenigen Jahren hat sie aufgehört. Aber wegen vermehrter Wirbelsäulenprobleme, nicht wegen der künstlichen Gelenke“, sagt sie.


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Dass die Knie seit Ende der 90er Jahre zunehmend schmerzten, führt Edith auf die Hüft-OPs zurück. „Die waren sicher nicht so optimal damals. Die Achse stimmte nicht, so dass ich aufgrund der Fehlbelastung O-Beine bekam. Jetzt habe ich wieder schöne, gerade Beine und trage wieder kurze Röcke!“

Die geraden Beine verdankt sie ihrer OP an beiden Knien auf einmal, die sie im April 2005 machen ließ. Ihr Chef war interessanterweise dagegen. „Lassen Sie das erst machen, wenn sie 70 Jahre alt sind!“, hat er ihr geraten und seiner langjährigen Mitarbeiterin, auf die er nicht verzichten wollte, Hyaluronspritzen gesetzt. „Das hat ein bisschen Erleichterung gebracht, aber eigentlich nichts genutzt, weil schon Knochen auf Knochen rieb.“ Auch eine Arthroskopie kam deshalb nicht mehr in Frage. „Die wird ja heute schnell gemacht. Aber das bringt meist auch nur wenige Jahre Schmerzlinderung, und auch nur dann, wenn noch genügend Knorpel vorhanden ist.“


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Ediths Arbeit als OP-Assistentin war ja mehr als anstrengend: Sieben bis acht OPs machte ihr Chef an einem Tag. Edith stand daneben, instrumentierte und assistierte, sowohl bei ambulanten OPs als auch im Krankenhaus. „Da ist man sechs bis sieben Stunden auf den Beinen. Ich bin immer öfter auf die Toilette gegangen, nur um ein bisschen zu sitzen. Aber irgendwann ging nix mehr.“ Sie konnte auch nicht mehr wandern, nicht Golf spielen. „Das machte einfach keinen Spaß unter Schmerzen.“

„Wenn ich etwas mache, dann alles sofort und gleich.“

Nach Rücksprache mit ihrem Chef suchte sie sich einen Operateur. „Dass ich beide Knie auf einmal machen lassen wollte, wusste ich schon vorher. Wenn ich etwas mache, dann alles sofort und gleich.“ Ihr Fachwissen sagte ihr auch, dass für sie nur eine Totalendoprothese in Frage kommt. „Eine Schlitten-Prothese macht man ja nur, wenn das Gelenk noch nicht ganz kaputt ist. Das war aber bei mir nicht der Fall.“

Ihr erster Weg führte nach Leipzig zu einem Knie-Spezialisten. Für so eine Doppel-OP müsse man physisch und psychisch sehr stark sein, meinte der Chefarzt und fügte hinzu: „Sie sind der richtige Typ dafür.“ Edith erinnert sich, dass er ein bisschen misstrauisch war wegen ihres Fachwissens. Aber er war ihr sofort sympathisch.

Gemäß dem Rat, den man bei allen operativen Eingriffen hört, holte sie sich eine zweite Meinung ein, diesmal in Langenau bei Ulm. Der Professor dort sagte sofort: „Ja, keine Frage, bei Ihnen bietet sich die Doppel-OP auf jeden Fall an.“ Nun hatte Edith die Qual der Wahl. Vertrauen hätte sie zu beiden Operateuren gehabt. Letztendlich entschied sie sich für den Professor in Langenau, der damals drei bis vier Knie pro Woche operierte, und das in einem kleinen 80-Betten-Krankenhaus. Ihrer robusten und „blutrünstigen“ Natur entsprechend wollte sie am liebsten nur eine spinale Narkose haben und selbst assistieren! Aber das ließ man dann doch nicht zu.

„Ich würde es wieder machen.“, lautet ihr Fazit. Und das, obwohl es doch schwieriger war als gedacht. Am ersten Tag nach der OP hat man die Patientin gleich hingestellt, aber da hat ihr Kreislauf nicht mitgemacht. „Der Blutverlust war doch erheblich. Vier bis fünf Tage musste ich Schmerzmittel nehmen.“ So schnell ging es dann auch mit der Belastung nicht, aber Krankengymnastik wurde sofort gemacht.

Nach zehn Tagen im Krankenhaus kam Edith für vier Wochen in die Reha nach Bad Wiessee, in die Medical Park-Klinik am Kirschbaumhügel. Hier hat sie die Krücken schon einige Tage vor der Entlassung weggelassen. Aber das linke Knie machte weiterhin Schwierigkeiten bei der Beugung. Also legte sie sich ein halbes Jahr später noch einmal unter das Messer beim selben Operateur: Unter Narkose wurde eine so genannte Mobilisierung vorgenommen, also das Knie gebeugt. „Das war schlimmer als die TEP.“, erinnert sich Edith. Vier Wochen blieb sie diesmal im Krankenhaus, weitere vier Wochen in der Reha, diesmal in der Argentalklinik in Isny im Allgäu.

Viel Bewegung und ein sonniges Gemüt

Mit ihren beiden künstlichen Gelenken ist Edith sehr zufrieden. Bei aller Mühsal nach der OP ist ihr sonniges Gemüt sehr hilfreich – und ihre pragmatische Art. „Ein Jahr lang bin ich noch zur Physiotherapie gegangen, dann wollte ich keine Termine mehr haben. Ich hasse Termine. Aber die Manualtherapie war notwendig, weil vor der OP meine Muskeln über Jahre verkürzt waren. Die Vorschädigung war zu lange. Ich hätte die OP nicht so lange hinauszögern sollen. Man darf keine Wunder erwarten, aber man sollte auch nicht zu lange warten.“


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Von den ersten Beschwerden bis zur OP sind ja immerhin sieben Jahre vergangen. „Wie mein Chef raten ja immer noch viele zu einer späten OP. Aber das ist Unsinn. Die TEP hält bestimmt 20 Jahre. Ich habe sie mit 59 Jahren bekommen. Dann lasse ich eben mit 79 Jahren noch eine Revisions-OP machen. Aber bis dahin kann ich mich bewegen“, sagt die 75-Jährige und lacht. Natürlich war ihr Chef auch froh, dass seine treue Mitarbeiterin nach den OPs wieder voll einsatzfähig war. Heute, 2021, glaubt sie fest daran, dass sie auch mit 79 Jahren noch alles mit ihren „alten Knieen“ machen kann und keine neuen brauchen wird!

Edith ist überzeugt davon, dass es ihr so gut geht, weil sie dauernd in Bewegung ist. „Manchmal übertreibe ich auch ein bisschen und muss mich selbst ermahnen, mal die Beine hochzulegen und die Knie zu entlasten.“ Für mehrere Tage im Monat fährt sie deshalb mit ihrem Mann und den beiden Katzen auf ihre Hütte am Walchsee. „Dort bin ich ausgeglichener, kann mich besser entspannen. Das war auch immer mein Ziel in der Reha: Ich wollte unbedingt wieder die blühenden Alpenrosen beim Bergwandern sehen.“ Natürlich geht sie zur Knie-Entlastung mit Stöcken, vor allem bergab.

Radfahren und Samba-Trommeln

Am besten geht das Radfahren. Ihr Mann organisiert alljährlich eine einwöchige Radtour mit Freunden, bei der 60 bis 70 Kilometer täglich absolviert werden. Da wollte Edith natürlich nicht fehlen. Deshalb ließ sie bei ihrem Rad eine um zwei Zentimeter verkürzte Kurbel einbauen, weil sie ihr Knie bis heute nur gut 90 Prozent beugen kann, während die Streckung voll geht. „Die ist super.“, kommentiert sie glücklich. „Aber man muss selber was tun. Ich übe heute noch jeden Tag auf der Treppe das Beugen nach vorn.“

Erfahrungsbericht Knie-TEP
Edith trommelt in einer Samba-Gruppe.

Bei allem Aktionsdrang stößt natürlich auch Edith an Grenzen. „Knien kann ich nicht. Da bekomme ich Schmerzen, obwohl ich ja noch meine eigene Kniescheibe habe. Auch in die Hocke gehen kann ich nicht. Wenn ich zu Hause den Boden putze, lege ich mich immer seitlich hin.“ Edith ist erfinderisch und nimmt ihre künstlichen Knie voll an. „Dank Reha-Sport hat sich die Beugung bis heute, 2021, etwas verbessert.“ Schnelles Laufen geht zwar immer noch nicht, aber Nordic Walking mit Stöcken schon. Täglich macht sie Gymnastik, um ihr Knie beweglich zu halten.


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Außerdem hat Edith seit Jahren ein anstrengendes, ungewöhnliches Hobby: Sie trommelt in einer Samba-Gruppe namens „Obsessao“, übersetzt „Die Besessenheit“. „Da haben wir `Sambistas` einmal pro Woche 2,5 Stunden Training in Erding.“, berichtet sie. „Das Trommeln mache ich mit Knieschonern. Man steht ja die ganze Zeit, macht Tanzschritte und kommt ganz schön ins Schwitzen.“ Das ist gut für die Knie-Durchblutung!

Dieser Erfahrungsbericht ist ein leicht abgeänderter Auszug aus dem Buch „Mut zum neuen Knie“. Text: Heidi Rauch, Bilder: ©privat

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