Monika Krampfl und Prof. Dr. Johannes Beckmann kurz nach der Operation im Krankenhaus. Foto: Privat

Kann man mit zwei künstlichen Kniegelenken Fitnesskurse geben? „Aber sicher“, sagt Monika Krampfl.

Ein Bericht von Monika Krampfl, aufgeschrieben von Lukas Hoffmann 

Zuletzt waren die Schmerzen in beiden Kniegelenken immer da. „Ich hatte Probleme beim Treppensteigen, mied das Einkaufen und buchte keinen Aktivurlaub mehr“, sagt Monika Krampfl. Die 61-Jährige ist gelernte Arzthelferin und hat 44 Jahre lang in einer allgemeinmedizinischen Praxis gearbeitet, zuletzt als Praxismanagerin mit Verantwortung für den Praxisbetrieb. Im vergangenen Jahr wurde ihr aus wirtschaftlichen Gründen gekündigt. Jetzt war sie zwar arbeitslos, hatte aber endlich Zeit, das leidige Thema ihrer kaputten Kniegelenke anzugehen.

Schon vor fünf Jahren hatte ihr Prof. Dr. Johannes Beckmann, Chefarzt der Orthopädie am Krankenhaus Barmherzige Brüder in München, zu einer Implantation geraten. Doch Monika Krampfl wollte die Operation zumindest bis zu ihrem 60 Lebensjahr hinauszögern. Dank ihrer guten körperlichen Verfassung schritt die Arthrose in beiden Kniegelenken auch nur langsam voran. Seit vielen Jahren arbeitet sie nebenberuflich als Fitnesstrainerin. In jungen Jahren gewann sie als Bodybuilderin sogar die bayerische Meisterschaft.

Monika Krampfl als junge Bodybuilderin; Foto: Privat

„Im rechten Knie hatte ich gar keinen Knorpel mehr, links war mehr als die Hälfte weg“, erzählt sie. Der Knorpel dient als Stoßdämpfer zwischen den Knochen. Ist er abgenutzt, sind viele Bewegungen schmerzhaft. Monika Krampfl entschied sich, gleich beide Kniegelenke in einer OP durch Totalendoprothesen ersetzen zu lassen. Eine Zweitmeinung von einem anderen Arzt holte sie sich für diesen großen Eingriff nicht ein, aber sie bereut es auch nicht. „Ich habe blindes Vertrauen zu Prof. Beckmann“, sagt sie. Rund um die Operation sei dann auch alles sehr gut gelaufen. Nervös oder ängstlich sei sie zu keinem Zeitpunkt gewesen.

„In den ersten Wochen nach der Operation habe ich mich dann aber schon gefragt, was ich jetzt gemacht habe“, sagt sie. Das Schlimmste sei die Hilflosigkeit gewesen. Anders als Patienten, denen nur ein künstliches Gelenk implantiert wird, konnte sie beim Gehen nicht ihr altes Gelenk belasten. „Man vertraut den neuen Gelenken noch nicht so sehr“, sagt sie. Die erste Zeit bewegte sie sich mit einem Gehwagen vorwärts. Jeder Schritt war mühsam. Immerhin konnte sie durch den großen Eingriff eine zweite Operation vermeiden, die irgendwann für das linke Knie unumgänglich geworden wäre.

Die ersten Tage nach der Operation

„Im Liegen hatte ich in den ersten Tagen nach der Operation überhaupt keine Schmerzen“, sagt sie. Beim Aufstehen setzten sie zwar ein, waren aber immer erträglich. Mit einer Schmerzpumpe konnte Monika Krampfl die Dosierung der Schmerzmittel in den ersten beiden Tagen selbst steuern. Ab dem dritten Tag reichten normale Schmerztabletten.

Vor und nach der Operation nahm sie Arnikatropfen ein, um Blutergüsse und Schwellungen zu vermeiden. „Das hat sehr gut geholfen“, berichtet sie. „Die Reha-Ärztin war ganz erstaunt, dass ich keine Schwellungen im Fußbereich hatte.“ Bei Patienten mit Knieprothesen bereitet sich die Schwellung vom Operationsbereich oft entlang der Schwerkraft aus, also vom Knie über den Unterschenkel bis in den Fuß.

Schon am ersten Tag nach der Operation konnte sich Monika Krampfl selbst waschen und alleine zur Toilette gehen. Diese Selbstständigkeit zu erhalten, war ihr sehr wichtig. „Am dritten Tag um viertel nach sechs in der Früh bin ich mit meinem Gehwagen im Krankenhaus auf dem Gang auf und ab gegangen“, erzählt sie.

Nach einer Woche wurde sie aus der Klinik entlassen und musste zum ersten Mal mit ihren neuen Knien die fünf Treppen zu ihrer Wohnung hinaufsteigen. „Das klappte auch ganz gut“, sagt sie, „aber am Anfang musste ich die Treppe rückwärts hinuntergehen, weil die Knie beim Hinabsteigen stärker gebeugt werden.“

Eineinhalb Wochen erholte sie sich zu Hause und wurde in dieser Zeit von ihrem Mann versorgt. Dann ging es in die ambulante Rehabilitation. Ein Mitarbeiter der Einrichtung, die sie besuchte, holte sie morgens ab und brachte sie abends wieder nach Hause. Vier Wochen lang absolvierte Monika Krampfl von Montagmorgen bis Freitagabend das Reha-Programm. Es gab Krankengymnastik, Massagen, Trainingseinheiten und Vorträge zu verschiedenen Themen wie einer gesunden Ernährung oder dem Leben mit künstlichen Gelenken.

In der Reha-Einrichtung konnten die Teilnehmer auch eine Motorschiene benutzen. Der Vorteil der Schiene ist, dass sie das Bein und das Knie automatisch bewegt und die Patienten sich nicht selbst anstrengen müssen. Durch das Training mit der Schiene und weiteren Übungseinheiten wird der Bewegungsradius des Knies mit der Zeit immer größer.

Die beiden operierten Knie von Monika Krampfl kurz nach der OP und einige Monate später. Foto: Privat

Die Anzahl der Schienen, die zwischen 4.000 und 6.000 Euro kosten, war in der Reha-Einrichtung jedoch begrenzt. Die Schiene kann auch vom Arzt verschrieben und für eine bestimmte Zeit zu Hause genutzt werden. Monika Krampfl nutzte diese Möglichkeit und trainierte alleine weiter. „Ich habe mit 70 Grad Beugung angefangen“, sagt sie. „Als ich die Schiene nach sechs Wochen wieder abgegeben habe, war ich bei 100 Grad.“

4 Monate nach der OP: Noch leichte Schmerzen im Knie

Ende April 2024 sind fast vier Monate seit der Operation vergangen. „Im rechten Knie spüre ich gar nichts mehr“, sagt sie. „Das linke Knie, das nicht ganz so kaputt war, tut noch leicht weh, da muss ich jeden Tag eine leichte Schmerztablette nehmen“, erklärt sie. Das sei aber normal, habe ihr Prof. Beckmann kürzlich über WhatsApp geschrieben. Der Heilungsprozess könne bis zu einem Jahr dauern.

Ihre Lebensqualität hat sich aber schon deutlich verbessert. Seit zwei Wochen könne sie wieder schmerzfrei Fahrrad fahren. Längeres Stehen fällt ihr nicht mehr so schwer wie früher. „Vor der Operation konnte ich nur zwei Minuten stehen, dann musste ich mich hinsetzen“, sagt sie. Jetzt könne sie auch nach längerem Sitzen sofort aufstehen und losgehen. Auch das war vor der Operation nicht mehr möglich.

Längst hat sie auch einen Plan für den Sommerurlaub. In die Berge soll es gehen, um zu sehen, ob das Wandern wieder möglich ist. Auch eine Städtereise kann sie sich vorstellen. „Einkaufsbummel und Museumsbesuche habe ich in den letzten Jahren immer vermieden“, sagt sie. „Das viele Gehen und Stehen war einfach zu schmerzhaft.“

Regelmäßig geht Monika Krampfl schon wieder zum Fitnesstraining. „Mindestens dreimal die Woche trainiere ich zwei Stunden“, sagt sie. Die restliche Zeit übt sie mit der Faszienrolle. Oft wird sie gefragt, ob sich ihre Knie jetzt anders anfühlen. „Die Prothesen stören mich überhaupt nicht“, sagt sie. „Es sind keine Fremdkörper, es sind meine Knie.“

Als Fitnesstrainerin hat sie bis kurz vor der Operation selbst Kurse gegeben und will im Juni wieder mit einen Zumba-Kurs loslegen. „Der Kurs richtet sich an ältere Damen“, erklärt sie. „Die älteste Teilnehmerin ist 87 Jahre alt. Meine Damen warten schon alle darauf, dass es wieder losgeht.“

Update vom 29. Juli 2024: Frau Krampfl meldet sich via WhatsApp. Sie schreibt: „Meinen Knien geht’s super. Beugung und Streckung fast perfekt. Schmerzen habe ich gar keine mehr, die Schmerztabletten muss ich deshalb nicht mehr nehmen.“ Sie habe sogar eine Felsen-Wanderung mit Kletterpartien gemacht. Ihr Fazit: „Meine Lebensqualität ist zurück!“ 

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