Weltweit sterben pro Jahr über 2 Million Menschen an Lungenkrebs. Damit belegt diese Krebserkrankung im Vergleich mit anderen Krebserkrankungen einen traurigen Spitzenplatz. Hier kommt ein kurzer Insight in die medizinische Arbeitspraxis in Deutschland.
Ein Beitrag von Lukas Hoffmann
Lungenkrebs wird auch als Bronchialkarzinom bezeichnet, denn die Krebszellen entwickeln sich meist aus den Zellen der unteren Atemwege (Bronchien). Je schneller sie sich teilen und durch ihren Wachstum das gesunde Gewebe zerstören, desto schwerwiegender ist die Erkrankung.
Stadium der Erkrankung
Man unterscheidet vier Stadien voneinander. Die Überlebensrate ist in Stadion 1 am höchsten und in Stadion 4 am niedrigsten.
Stadion 1: Örtlich begrenzter Tumor ohne Lymphknotenbefall und ohne Fernmetastasen
Stadion 2 und 3: Tumor mit größerer Ausbreitung und/oder Lymphknotenbefall
Stadion 4: Tumor mit größerer Ausbreitung und Fernmetastasen
Art des Tumors
Neben dem Stadium der Erkrankung, ist die Größe des Tumors ein weiteres wichtiges Merkmal, um die Schwere der Erkrankung einzuschätzen. Die meisten Menschen mit Lungenkrebs leiden unter einem nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom. Diese Tumorzellen wachsen langsam und bilden auch langsamer Metastasen. Deshalb können Ärzte nicht-kleinzellige Bronchialkarzinome operativ entfernen, wenn die Krankheit früh diagnostiziert wird.
Hat hingegen ein kleinzelliges Bronchialkarzinom die Lunge befallen, sind die Überlebenschancen des Patienten geringer. Denn der kleinzellige Lungenkrebs wächst schnell und bildet frühzeitig Metastasen in anderen Organen.
Ursachen von Lungenkrebs
Als Hauptursache von Lungenkrebs gilt der Konsum von Zigaretten. Dabei gilt: Je länger geraucht wurde, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit zu erkranken. Auch der passive Konsum von Zigarettenrauch steigert das Risiko zu erkranken. In Deutschland nimmt die Anzahl an Frauen mit Lungenkrebs zu, während die Anzahl der erkrankten Männer stagniert. Diese Entwicklung erklärt Prof. Dr. Herth im Interview mit der Emanzipation der Frauen, die in den 60er Jahren des vergangenen Jahrtausend begann. Rauchen war für viele Frauen ein Symbol der Unabhängigkeit. Die Folgen des höheren Nikotinkonsums zeigen sich erst Jahrzehnte später.
Auch Schadstoffe am Arbeitsplatz können eine Erkrankung begünstigen. Besonders schädlich ist der Arbeitsstoff Asbest, der in der Bauindustrie als Dämm- und Isoliermaterial verwendet wurde.
Erbliche Vorbelastungen können zudem eine Rolle spielen. So kann das Risiko zu erkranken ansteigen, wenn ein Elternteil an Lungenkrebs erkrankt war. Allerdings ist die Relevanz der genetischen Einflüsse nicht bewiesen.
Symptome: Husten, Knochenschmerzen und Fieberschübe
Es gibt wenig typische Anzeichen für Lungenkrebs. Deshalb werden kleinere Tumore oft zufällig entdeckt, wenn die Lunge aus anderen Gründen geröntgt wird, zum Beispiel weil der Betroffene einen Arzt aufgrund von Kurzatmigkeit oder Atemnot einen Arzt aufsucht.
Einige Symptome für Lungenkrebs:
- Husten, der länger als drei Wochen anhält
- Lang anhaltende Müdigkeit oder Abgeschlagenheit
- Fieberschübe
- Heiserkeit und Schluckbeschwerden
- Knochenschmerzen
- Lymphknotenschwellungen oberhalb des Schlüsselbeins
- deutlicher Gewichtsverlust
- das Aushusten von geringen Blutmengen.
Leidet der Patient an einigen der oben aufgeführten Beschwerden, führt der Arzt in Deutschland verschiedene Untersuchungen durch, um die Ursachen für die Beschwerden zu erkunden. Er beginnt in der Regel mit bildgebenden Untersuchungen. Mit einer Röntgenaufnahme der Lunge versucht er festzustellen, ob Tumore die Lunge befallen haben. Eine Computertomographie (CT) kann darüber hinaus die genaue Lage und die örtliche Ausbreitung des Tumors anzeigen. Auch Tumorabsiedlungen in dem Kopf-, Brust- und Bauchbereich können mit der CT gesucht werden.
Eine sehr wichtige diagnostische Maßnahme bei Verdacht auf Lungenkrebs ist zudem die Lungenspiegelung (Bronchoskopie). Dabei führt der Arzt dem Patienten einen flexiblen Schlauch durch den Mund bis in die Bronchien. Am Ende des Schlauches befindet sich eine kleine Kamera und eine Zange, mit der Gewebeproben entnommen werden. Die Gewebeproben werden anschließend untersucht. So kann der Arzt feststellen, ob in dem Probenmaterial Krebszellen enthalten sind.
Weitere Maßnahmen: Durch eine Ultraschalluntersuchung (Sonographie) kann der Arzt Tochtergeschwülste im Brauchraum entdecken. Insbesondere die Leber ist oft betroffen. Bei der Knochen- oder Skelettszintigrafie wird eine radioaktive Substanz in die Blutbahn gespritzt. Mit einer speziellen Kamera können Ärzte anschließend Knochenmetastasen erkennen.
Therapie: Operation oder Chemo?
Mit verschiedenen Therapien versuchen Ärzte in Deutschland Lungenkrebs zu behandeln. Welche Behandlungsansätze eingesetzt werden, hängt von dem Gesundheitszustand des Patienten und der Ausprägung des Bronchialkarzinoms ab. Die meisten Menschen mit Lungenkrebs leiden unter dem weniger aggressiven nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinom. Insbesondere wenn diese Form des Lungenkrebs noch nicht gestreut hat, sich also in dem Krankheitsstadium I oder II befindet, kann mit einer Operation sogar eine vollständige Heilung erreicht werden.
Anders sieht es aus, wenn sich bereits Fernmetastasen gebildet haben. Die Behandlung zielt dann in erster Linie darauf ab, die Beschwerden zu lindern und die Lebensqualität des Patienten zu erhalten. Der Arzt verordnet Chemo- und Strahlentherapien, um die Krebszellen flächendeckend zu bekämpfen. Allerdings wird auch einem Patienten mit guten Heilungschancen manchmal eine Chemotherapie oder eine Kombination aus Bestrahlung und Chemotherapie empfohlen. Denn der Tumor wird dadurch kleiner und der Chirurg kann ihn bei der Operation besser entfernen.
Behandlungskosten von Lungenkrebs in Deutschland
Die Preise für die Behandlung von Lungenkrebs hängen davon ab, welche operativen Maßnahmen durchgeführt werden. Auch welche Diagnoseuntersuchungen vorgenommen werden und wo die Nachbehandlung stattfindet, hat Einfluss auf die Preisbildung. Forscher des Helmholtz Zentrums München haben errechnet, dass die Behandlung von einem Lungenkrebspatienten in Deutschland durchschnittlich 20.000 Euro kostet. Die höchsten Kosten fallen dieser Berechnung zufolge in den ersten sechs Monaten nach der Diagnose an, weil die Betroffenen in diesem Zeitraum stationär behandelt werden.
So teuer ist die Behandlung von Lungenkrebs im Klinikum
Betrachtet man nur den operativen Eingriff im Klinikum ohne Vor- und Nachversorgung, dann zahlt ein Patient bei einem Klinikaufenthalt von 5 Tagen im Durchschnitt 1.850 Euro. Spezielle Wünsche, wie ein Einzelzimmer oder eine Chefarztbehandlung, sind bei dieser Preisberechnung nicht berücksichtigt. Diese Leistungen können aber in vielen Krankenhäusern hinzugebucht werden. Ebenso wird bei Patienten aus dem Ausland oft eine Gebühr für die längere Beratungszeit berechnet. Ärzte in Deutschland sind gesetzlich verpflichtet, dem Patienten ihr Vorgehen verständlich zu machen. Deshalb legen sie auf eine adäquate Übersetzung ihrer Erklärung wert, auch wenn diese länger dauert.
Nicht alle Untersuchungen müssen zwangsläufig in einem Klinikum gemacht werden. Auch niedergelassene Pneumologen verfügen oft über die notwendige Apparatur. Während im Klinikum nach dem Fallpauschalenkatalog abgerechnet wird, orientieren sich Praxisärzte bei ihrer Rechnungsstellung an der Gebührenordnung für Ärzte. In dieser Gebührenordnung sind alle Preise für ärztliche Leistungen aufgelistet.
Kosten für verschiedene Diagnosemethoden (Praxis)
Neben den Kosten für die Diagnosemethoden fallen Gebühren für die Beratung und die Medikation an. Auch hier gilt wieder, dass der Behandlungspreis individuell unterschiedlich ist. Dennoch liefern derartige Preistabellen eine höhere Transparenz, wenn man die Kosten für ärztliche Leistungen in den verschiedenen Ländern vergleichen möchte. So lässt sich etwa dank dieser Preistabellen feststellen, dass ein ambulanter Eingriff am Lungenfell in den USA deutlich teurer ist als in Deutschland.
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