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Ist eine Arterie im Herzen verstopft, muss eine Überbrückung gelegt werden, damit das Herz mit ausreichend Sauerstoff versorgt bleibt. Diese Überbrückung nennt man Bypass. Hier steht wie lange die Bypass-OP in Deutschland dauert, was sie kostet und wie risikoreich sie ist.

Ein Beitrag von Lukas Hoffmann

Unser Herz ist nur so groß wie eine Faust und wiegt 250 bis 350 Gramm. Trotzdem pumpt es während eines durchschnittlichen Menschenlebens etwa 250 Millionen Liter Blut durch den Körper. Um diese Arbeit leisten zu können, muss es kräftig und gesund sein.

Einen zentralen Anteil an der Funktionalität des Herzens haben die Koronararterien, denn sie sind für die Durchblutung des Herzens zuständig. Wenn eine dieser beiden „Herzautobahnen“ verstopft ist, kommt nicht mehr ausreichend sauerstoffreiches Blut in den Herzmuskel. Luftnot, Herzrhythmusstörungen, im schlimmsten Fall ein Herzinfarkt, sind die Folgen. Um die Sauerstoffversorgung bei einer solchen Arterienverstopfung wieder zu ermöglichen, muss eine Umgehungsstraße eingerichtet werden: Der sogenannte Bypass. Bypässe bestehen oft aus Beinvenen, die Chirurgen vorher aus den Ober- oder Unterschenkel desselben Patienten entnommen haben. Sie werden an die Hauptschlagader und hinter die Engstelle auf die Koronararterien genäht. Oberstes Ziel der Bypass-Operation ist es, die Durchblutung des Herzmuskels wieder mit genügend sauerstoffreichen Blut zu verbessern.

Wie lange dauert eine Bypass-Operation?

Eine Bypass-Operation dauert in Deutschland zwischen drei und vier Stunden. Dabei wird das Herz des Patienten für den Zeitraum der Operation stillgelegt, damit der Herzchirurg die Bypässe legen kann. Für die Zirkulation des Blutes sorgt während der OP eine Herz-Lungen-Maschine. Männer erhalten wesentlich häufiger einen Bypass als Frauen. Das liegt unter anderem daran, dass Männer im Durchschnitt 10 bis 15 Jahre früher an einer koronaren Herzkrankheit (KHK) erkranken. Bei Frauen sind die Herzgefäße bis zu den Wechseljahren durch das weibliche Geschlechtshormon Östrogen geschützt. Außerdem sind die Verengungen der Herzkranzgefäße bei Männern oft stärker und an mehreren Stellen ausgeprägt, so dass sich ein neuer Weg für den Blutfluss anbietet. Die Gefäßveränderungen im Herzen von Frauen sind eher diffus und werden daher häufig medikamentös oder mit Stents behandelt.

Patienten mit einer Bypass-OP mit Herz-Lungen-Maschine

Manche Patienten haben Glück im Unglück und die verkalkten Engstellen der Koronararterie liegen so günstig, dass die Chirurgen eine Operation am schlagenden Herzen durchführen können. Dann kann auf den Einsatz der Herz-Lungen-Maschine verzichtet werden, weil das Herz während der OP weiter schlägt. Allerdings erfordert diese Operationsmethode viel Erfahrung, deshalb wird sie nicht von allen Herzchirurgen angeboten.

Patienten mit einer Bypass-OP am schlagenden Herzen

Wie viel kostet ein Bypass in Deutschland?

Die Kosten für die Bypass-Operation hängen von verschiedenen Faktoren ab. Ist eine Chefarzt-Behandlung gewünscht, wird es teurer. Auch für ein Einzelzimmer zahlt man mehr. Nimmt man nur die Basiskosten für eine einfache Bypass-Operation ohne Zusatzleistungen, dann kostet die OP bei erwachsenen Patienten rund 14.400 Euro bei 11 Krankenhaustagen. Dabei ist es egal, ob der Arzt, ein, zwei, drei oder vier Bypässe legt, denn unabhängig von der Anzahl der Bypässe wird immer dieselbe Fallpauschale abgerechnet (F06E). Alle Kosten für die Operation bei Erwachsenen und Kindern übernimmt die private oder gesetzliche Krankenkasse.

Wie gefährlich ist eine Bypass-OP?

Etwa 60.000 Bypass-Operationen werden in Deutschland pro Jahr durchgeführt. Es sind rund 50.000 Operationen mit Herz-Lungen-Maschine und etwa 10.000 Operationen am schlagenden Herzen. Die OP ist also ein Routineeingriff, in manchen Kliniken wird sie über 1000 Mal im Jahr vorgenommen. Trotzdem handelt es sich um einen großen Eingriff. Wie bei jeder Operation kann es zu einer Wundinfektion, einer Nachblutung oder zur Bildung von Blutgerinnseln kommen. Auch Herzrythmusstörungen oder eine Herzinsuffizienz können Folge der Operation sein. Trotz dieser möglichen Komplikationen, überstehen die allermeisten Patienten den Eingriff gut. Bei 94 von 100 Patienten lindert eine Bypass-Operation die Beschwerden dauerhaft. 

Mögliche Komplikationen innerhalb eines Jahres

  • Ein akuter Nierenschaden tritt bei 1 von 100 Operierten auf.
  • Bei 4 von 100 Behandelnden kommt zu Blutungen.
  • Etwa 14 von 100 Operierten haben Herz-Rhythmus-Störungen.

Wie lange muss man nach einer Bypass-OP im Krankenhaus bleiben?

Nach der Bypass-Operation werden die Patienten einige Tage auf einer Intensivstation überwacht. Danach kommen sie für ein- bis zwei Wochen auf eine normale Station. An den Krankenheitsaufenthalt schließt sich im Normalfall ein dreiwöchiges Reha-Programm in einer Reha-Klinik an. Hier wählt man am besten eine Rehaklinik aus, die auf Herzpatienten spezialisiert ist. 

Bei einem normalen Behandlungsverlauf verbringen Patienten im Rahmen einer Bypass-OP also fünf Wochen außer Haus.

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