Viele Menschen leiden an Diabetes, aber wissen es gar nicht, weil sich keine Symptome der Erkrankung zeigen. Dabei kann Diabetes mit einem simplen Blutzuckertest diagnostiziert werden.
Ein Beitrag von Lukas Hoffmann
Angaben der World Health Organization zufolge, leiden weltweit über 400 Millionen Menschen an Diabetes. Dabei muss man zwischen Diabetes Typ 1 und Typ 2 unterscheiden. Typ-1-Diabetes beginnt oft schon im Kindes- oder Jugendalter und entsteht aufgrund eines absoluten Mangels an körpereigenen Insulin. Zu dem Mangel kommt es zum Beispiel, wenn Insulin-produzierende Zellen in der Bauchspeicheldrüse durch Fehlreaktionen des Immunsystems zugrunde gegangen sind. Als Folgeerscheinung steigt der Blutzuckerspiegel und die Patienten müssen Insulin spritzen.
Bei Typ-2-Diabetes wird das Hormon Insulin zwar noch ausgeschüttet, allerdings reagieren die Körperzellen der Betroffenen zunehmend unempfindlich. Insulin hilft den Zellen dabei, Traubenzucker aus den Blutbahnen aufzunehmen. Wenn die Zellen den Traubenzucker nun nicht mehr aufnehmen, steigt der Blutzuckerspiegel.
Neben Typ-1-Diabetes und Typ-2-Diabetes gibt es noch Typ-3-Diabetes (Erkrankung der Bauchspeicheldrüse, Infektionen oder Chemikalien) und Typ-4-Diabetes (Schwangerschaftsdiabetes). Diese Diabetes-Typen sind aber sehr selten. Mit Abstand am weitesten verbreitet ist Typ-2-Diabetes. In Deutschland leiden circa. 90 bis 95 Prozent der Diabetiker an dieser eher leicht zu behandelnden Diabetesform.
Schwer zu diagnostizieren: Symptome bei Diabetes
Eine ungesunde Ernährung, Übergewicht und mangelnde Bewegung erhöhen das Risiko an Diabetes Typ-2 zu erkranken. Außerdem spielt das Alter eine Rolle. So sagt etwa Prof. Dr. Andreas Fritsche, der an der Uniklinik Tübingen arbeitet und in Deutschland ein angesehner Diabetes-Experte ist: Der wichtigste Faktor für die zunehmenden Diabeteserkrankungen ist, dass unsere Bevölkerung immer älter wird. Das Alter ist der stärkste Risikofaktor für eine Typ-2-Diabeteserkrankung.
Diese Anzeichen könnten auf eine Erkrankung hindeuten
Generell gilt, dass die oben aufgeführten Symptome bei den Typ-2-Diabetikern dezenter ausfallen und über einen größeren Zeitraum entwickelt werden. Deshalb werden Diabetes-Typ-2 Fälle oft auch nur nebenbei entdeckt, wenn ein Betroffener zum Beispiel wegen eines anderen Leidens ins Krankenhaus eingeliefert wird. Schmerzlich dabei ist, dass dieses andere Leiden vermeidbar gewesen wäre, wenn man die Diabetes-Erkrankung früh genug erkannt hätte. So fördern zum Beispiel hohe Zuckerwerte die Verkalkung der Arterien, was zu einem Herzinfarkt führen kann, wenn die Herzkranzgefäße betroffen sind. Verkalken die Halsschlagadern, kommt es zu einer Durchblutungsstörung des Gehirns, hier ist ein Schlaganfall häufig die Folge.
Die Anzeichen für eine Typ-1-Diabetes entwickeln sich wesentlich schneller als bei Typ-2-Diabetes. Oft dauert es nur wenige Wochen bis Patienten zum Arzt gehen, weil sie ständig Durst verspüren und sehr häufig Wasserlassen müssen. Der Grund für die rasche Verschlimmerung der Symptome: Ab einem bestimmten Punkt ist der Großteil der Insulin-produzierenden Inselzellen in der Bauchspeicheldrüse zerstört. Der Insulinhaushalt bricht völlig zusammen, mit den beschriebenen Folgen.
Besteht ein Krankheitsverdacht, ist es sehr einfach Diabetes nachzuweisen. Es muss nur ein Blutzuckertest gemacht werden. Dabei richtet sich der Arzt nach verschiedenen Grenzwerten, um zu sehen, ob der Zuckergehalt im Blut zu hoch ist.
Therapien und Medikamente werden in Deutschland individuell festgelegt
Bei der Therapie von Diabetes wird grundsätzlich berücksichtigt, ob es sich um Typ-1 oder Typ-2-Patienten handelt. Typ-1-Patienten müssen fortan Insulin spritzen. Typ-2-Patienten hingegen können für eine lange Zeit oder sogar für immer ohne Medikamente und Insulin auskommen, wenn sie den Lebensstil radikal umstellen. Mit der Umstellung des Lebensstil geht eine veränderte Ernährung einher, die durch eine Ernährungstherapie festgelegt wird. Zudem wird besprochen, wie Bewegung und Sport regelmäßig in den Tagesablauf integriert werden können.
Unabhängig davon, um welchen Diabetes-Typ es sich handelt, müssen Patienten lernen den eigenen Organismus zu überwachen. Die Kontrolle geschieht durch regelmäßige Messungen des eigenen Blutzuckerspiegels. Auch das Wissen, um das richtige Verhalten in Notsituationen ist wichtig: Was tue ich bei einer Unterzuckerung? Wie reagiere ich bei einer Infektion? Dank Patientenschulungen lernen Betroffene in Deutschland sich und die Krankheit kennen und wissen sich im Bedarfsfall zu helfen.
Reichen eine gesunde Ernährung und körperliche Aktivitäten nicht aus, nimmt der Patient orale Antidiabetika ein, um den Blutzucker zu senken. Man unterscheidet bei den Medikamenten zwei Hauptgruppen:
Präparate mit Wirkung auf die Betazelle, die Insulin aus den Zellen der Bauchspeicheldrüse freisetzen. Hierzu gehören Sulfonylharnstoffe, Glinide und Gliptine.
Präparate ohne Wirkung auf die Betazelle. Medikamente dieser Präparatsgruppe beeinflussen nicht die Insulinausschüttung, aber sie wirken an anderer Stelle auf den Zuckerstoffwechsel. Medikamente sind hier Metformin, Thiazolidindione, Alpha-Glukosidase-Hemmer und Gliflozine.
Die Auswahl der Medikamente wird vom Arzt bei jedem Patienten individuell festgelegt. Bei der Therapie spielen Nebenerkrankungen, Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten, das Körpergewicht und weitere Faktoren eine Rolle. Ist der Blutzucker trotz einer medikamentösen Therapie weiterhin unzureichend eingestellt, empfehlen Ärzte häufig eine Insulintherapie. Bei der Insulintherapie wird ein Insulinpräparat verabreicht, um den Mangel des körpereigenen Insulin auszugleichen.
Bei mehreren 10.000 Patienten wird in Deutschland die Insulinpumpentherapie angewandt. Leiden Patienten zum Beispiel oft unter nächtlichen Unterzuckerungen, die eine Therapie ohne Pumpe erschweren, dann kann die Insulinpumpentherapie helfen, den Insulinspiegel zu stabilisieren. Durch die Pumpe wird bis zu 480 Mal am Tag Insulin gespritzt, wodurch Komplikationen wie Unterzuckerung oder Überzuckerung minimiert werden können.
Helfen alle konservativen Therapiemöglichkeiten nicht das Gewicht zu reduzieren, kann bei Patienten mit großem Übergewicht eine Operation helfen. Bei dem chirurgischen Eingriff wird das Magenvolumen verkleinert und/oder die Strecke der Magen-Darm-Passage gekürzt. Dadurch wird ein schnelleres Sättigung bei den Patienten erreicht und die Aufnahme von Nährstoffen vermindert.
Die Wahl der passenden Klinik
Diabetes ist in Deutschland eine sehr häufige Krankheit, deshalb gibt es beinahe in jeder Region eine spezialisierte Klinik, die eine Behandlung auf höchstem Niveau gewährleisten kann. Das Wochenmagazin FOCUS zeichnet jedes Jahr außerdem die besten Diabetes-Kliniken und die besten Diabetes-Praxen Deutschlands aus und bietet eine gute Orientierung. Falls Sie eine bestimmte Stadt beziehungsweise einen bestimmten Arzt im Auge haben, können Sie sich mit der Frage nach einem passenden Krankenhaus auch jederzeit an uns wenden.