In der St. Barbara-Klinik Hamm werden jedes Jahr über 300 Menschen mit einer Spinalkanalstenose operiert. Aber wann ist der Zeitpunkt für die OP gekommen? Welche Operationsverfahren gibt es? Und wie geht es den Patienten danach? Auf diese Fragen antwortet PD Dr. med. Christian Ewelt, Facharzt für Neurochirurgie, Chefarzt an der St. Barbara-Klinik Hamm und Sprecher der Sektion Wirbelsäule der Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie im Videointerview. Unten Auszüge aus dem Interview mit zentralen Antworten.
Wann wissen Patienten, dass eine Operation notwendig ist?
Dr. Ewelt betont, dass der Zeitpunkt für eine Operation dann gekommen ist, wenn Patienten im Alltag stark eingeschränkt sind oder ihr Leben anpassen müssen: „Wenn man das Außenleben vermeidet, dann springt es bei den meisten Menschen um, und sie sagen: So will ich nicht weiterleben“, sagt er.
Typische Symptome der Spinalkanalstenose in der Lendenwirbelsäule (LWS)
Die häufigsten Beschwerden sind Rückenschmerzen und Schmerzen, die in die Beine ausstrahlen. Patienten berichten von einer sogenannten „Claudicatio spinalis“, bei der das Stehen durch veränderte Raumverhältnisse im Spinalkanal Beschwerden verursacht.
Therapieansätze bei zunehmender Immobilität
Laut Dr. Ewelt sollte die Behandlung stufenweise erfolgen. Die erste Anlaufstelle ist der Hausarzt, der oft mit Schmerzmedikamenten beginnt. Bildgebende Verfahren wie MRTs werden nur bei akuten Symptomen eingesetzt. Zunächst steht eine konservative Therapie im Vordergrund: „Physiotherapie, Schmerzmedikamente, Bewegungstherapie und die Stärkung der Rückenmuskulatur“ sind zentrale Bestandteile.
Wenn konservative Maßnahmen versagen, können Infiltrationstherapien versucht werden. Als letzter Schritt bleibt die Operation.
Operationsmethoden: Mikrochirurgisch oder endoskopisch?
Dr. Ewelt erklärt, dass mikrochirurgische Verfahren häufiger angewandt werden, da sie seit Jahrzehnten etabliert sind. Die Endoskopie ist zwar minimalinvasiver und entwickelt sich weiter, bleibt aber technisch anspruchsvoller: „Das Ganze hat eine Lernkurve“, betont er. Beide Verfahren weisen ähnliche Komplikationsraten auf, wobei die Endoskopie durch ständige Spülung geringere Infektionsrisiken birgt.
Wann gilt eine Operation als erfolgreich?
„Wer heilt, hat recht“, sagt Dr. Ewelt. Entscheidend ist, dass die Schmerzen gelindert oder beseitigt werden. Dies sollte idealerweise in den ersten Wochen nach der OP erkennbar sein. Ergänzend dazu sind Reha und Physiotherapie notwendig.
Stabilisierung bei Wirbelgleiten
Ob eine Stabilisierung der Wirbelsäule mit Schrauben erforderlich ist, hängt von der Gleitstufe des Wirbels ab (Meyerding 1-4). Bei Grad 1 reicht oft eine Dekompression, während ab Grad 2 eine Stabilisierung empfohlen wird. Dr. Ewelt erklärt: „Man versucht, vorab zu erkennen, ob eine Stabilisierung notwendig ist, um erneute Eingriffe zu vermeiden.“
Rehabilitation und Einstellung des Patienten
Die Genesung nach einer Operation dauert in der Regel sechs Wochen. Dr. Ewelt hebt die Bedeutung der Eigeninitiative hervor: „Wenn Patienten etwas machen wollen, dann machen sie das auch.“ Eine positive Einstellung sei entscheidend, um langfristig mobil und beschwerdefrei zu bleiben.
Hilfsmittel und Prävention
Hilfsmittel wie Greifarme, Rollatoren oder Orthesen können vorübergehend unterstützen, sollten jedoch nicht dauerhaft genutzt werden, um die Muskulatur nicht zu schwächen. Zur Prävention empfiehlt Dr. Ewelt regelmäßiges Training der Rückenmuskulatur und einfache isometrische Übungen: „Selbst 10 Minuten am Tag können eine bessere Wirbelsäulenstellung bewirken.“
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